Kleine Brennnessel   (Urtica urens)

Heil- und Gemüsepflanze, Zauberpflanze und Frauenpflanze

Systematik:

  • Ordnung: Rosenartig
  • Familie: Brennnesselgewächse,
  • Gattung: Brennnessel
  • Art: Kleine Brennnessel

Standort und Zeiger:          

  • Schuttplätze, verunkrautete Gärten, Schuttplätzen, Mistplätze, Weinberge, an Ställen, Gemüsekulturen, in Dörfer. Zerstreut besonders in tieferen Lagen
  • Zeigerpflanzen für stickstoffhaltigen Boden

Beschreibung:

  • 10-60 cm hohe einjährige Einzelpflanze ausschließlich mit Brennhaaren
  • Stängel: vierkantigen, unverzweigter
  • Blätter: gegenständig, weniger als 5 cm lang, eiförmig bis elliptisch
  • Blattrand: gesägt, der Endzahn ist nicht länger als die Seitenzähne.
  • Blüten: kleine Rispen, meist kürzer als der Blattstiel
  • männlichen und weiblichen Blüteständen auf einer Pflanze

Verwechslung:

  • Gewöhnlichen Brennnessel, Blätter meist über 5 cm lang

Blütezeit:

  • Juni – September

Erntezeit:

  • Blätter: April bis September, grüne Samen: Juni/Juli, reife Samen: September
  • der Nitratgehalt nimmt gegen Abend zu, daher morgens sammeln

Inhaltsstoffe:                        

  • Vitamin C, Provitamin A, Mineralstoffe (u.a. Eisen, Kalium, Magnesium, Calcium), Kieselsäure, Gerbstoffe, Histamin, Acetylcholin

Giftigkeit:

  • In der Brennnessel wurden Acetylcholin, Histamin und Serotonin gefunden. Es ist allerdings noch nicht gesichert, ob diese Verbindungen (insbesondere Histamin) für den Juckreiz verantwortlich zeichnen.

Die Kleine Brennnessel die auch Eiternessel genannt wird, besitzt an allen grünen Pflanzenteile ausschließlich Brennhaare. Daher ist die Berührung wesentlich schmerzhafter, als bei der Großen Brennnessel. Als einjährige Pflanze ist sie in Mittel-europa weit verbreitet. In einigen Gebieten der Welt ist ein Neophyt (eine Pflanzenart, die (in)direkt durch Menschen in Gebiete eingeführt werden, in denen sie natürlicherweise nicht vorkommt).

Brennhaare der Kleinen Brennnessel
Kleine Brennnesseln stehen oft in Gruppen zusammen. Anders als bei der Großen Brennnessel handelt es sich hier um Einzelpflanzen. Ihre Überdauungsorgane sind Rhizome. Sie wächst einhäusig getrenntgeschlechtig (monözisch), das heißt männliche und weibliche Blüten befinden sich auf einer Pflanze. Es wird eine einsamige Nussfrucht gebildet. Die Verbreitung erfolgt durch Windbestäubung. Die Keimung erfolgt im Frühjahr. Die Blüte und Samenreife im Sommer.

Historisches, Mythologie, Geschichten

  • Am Gründonnerstag Brennnesselgemüse essen, was für das folgende Jahr vor Geldnot schützen soll.
  • Fünf Nesselblätter in der Hand halten, um frei von Furcht und bei kühlem Verstand zu bleiben.
  • Am Johannistag Brennnesselpfannkuchen essen, um gegen Nixen- und Elfenzauber gefeit zu sein.
  • Am 1.Januar eines jeden Jahres Brennnesselkuchen essen, um sich ein gutes Jahr zu sichern.

Küche
Die Kleine Brennnessel ist in der Küche  genauso vielseitig verwendbar, wie die große Brennnessel. Die jungen Sprosse finden gegart in Gemüsegerichten, in frischem Gemüsesaft, roh und fein gehackt in Kräuterbutter, in Salaten, als Brotbelag, Spinat, in Kräutersaucen, in Ausbackteig sowie als Trockengewürz Verwendung. Die grünen Samen sind als Brotbelag oder geröstet einsetzbar und die reifen als Zusatz zum Wein. Das Blättermehl kann wiederum als Streckpulver für Schnupftabak oder als Trockengewürz genutzt werden.

Brennnessel-Samen-Butter
Zutaten: Eine gute handvoll Brennesselsamen, 150 g weiche Butter, etwas Salz
Die Brennesselsamen mit Fingern von ihren Fäden abzuppeln (vorher nicht waschen). Dabei aufpassen, dass ihr euch nicht verbrennt. Alternativ: Die Samen samt den Fäden fein hacken.Die Brennesselsamen mit der Butter vermengen und mit etwas Salz ab-schmecken.Durch die Samen bekommt die Butter je nach deren Reifegrad einen frischen bis leicht nussigen Geschmack.

Haus- und Heilmittel:
Die Heilanzeigen sind ähnlich wie bei der Großen Brennnessel (Urtica dioica). Es werden auch die gleichen Pflanzenteile verwendet: Die Blätter, die Wurzel und in der Volksmedizin auch die Früchte (Brennnesselsamen), also die ganze Pflanze.

Getrocknet oder Frisch ? In dem Porträt beziehen sich die Mengen für einen Teeaufguss immer auf die getrockneten Pflanzenteile. Wenn sie frische Pflanzenteile benutzen möchten, verwenden Sie bei Blättern und Blüten ungefähr die doppelte Menge und bei den Wurzeln nur ein wenig mehr.Infus stellt man generell aus dem „leichten“ Pflanzenteilen wie Blüten, Blatt und Stängel her. Die Pflanzeninhaltsstoffe, die man ausziehen möchte, sind leicht löslich und zum Teil auch recht flüchtig. Überbrühen Sie die Pflanzenteile mit kochendem Wasser, lassen Sie diese für 3-5 min. ziehen und seihen Sie durch ein Sieb ab. Teefilter oder Teestrümpfe können auch ge- benutzt werden. Es ist allerdings grundsätzlich besser, wenn die Heilkräuter von allen Seiten frei im Wasser schwimmen können. Über die Dauer des Auszugs ist man unter den Kräuterkundigen geteilter Meinung. Manche empfehlen in ihren Rezepten nur eine kurze Dauer, andere lassen sie für 10 Min. im Wasser. Die hier angegebene Dauer ist ein Richtwert, mit der Zeit werden Sie ein Gefühl dafür bekommen, wie lange es für sie am besten ist.Brennnesselblättertee
Infus aus 2 EL auf ½ l Wasser kochen und täglich 1 Tasse trinken.
Zur Herstellung einer Tinktur schneiden oder zupfen Sie die Pflanzenteile klein. An-schließend füllen Sie zwei Drittel eines Schraubglases damit auf und geben 40% Alkohol bis zum oberen Rand dazu. Schütteln Sie das Glas gut, damit sich die Flüssigkeit gleichmäßig verteilt und die Luftbläschen aufsteigen können. Nun stellen Sie das Glas für mind. 40 Tage an einen kühlen dunklen Ort. Danach werden die Pflanzenteile abseiht und die Tinktur in braune Flaschen abfüllt Bei hellen Flaschen muss die Tinktur dunkel gelagert werden. Man kann auch die Pflanzenteile in der Tinktur liegen lassen. Damit ermöglicht man nicht nur den Inhaltsstoffen, sondern auch dem Geist der Pflanze, in den Alkohol überzugehen. Die Tinktur mit oder ohne Pflanzenteile hält sich bei entsprechender Lagerung fast ewig.

Wissenswertes
Die Kleine Brennnessel ist, wie die Große Brennnessel, reich an Chlorophyll (Blattgrün) und dienten folglich als Rohstoff für die industrielle Chlorophyllgewinnung. Sie deshalb auch früher schon dafür herangezogen. Nach Schweppe sollen 0,01% Chlorophyll den Gelbstich bei Seifen verdecken. Sie ist allerdings nicht zur Fasergewinnung geeignet wie z.B. die Sibirische Hanfnessel, die Röhricht-Brennnessel oder die Große Brennnessel.

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